Mittwoch, 25. April 2012

Szene 17: Wald und Höhle

Inwieweit lässt sich Szene 17 als Mittelpunkt des Dramas bezeichnen?
In der Szene "Wald und Höhle" kommt es zu einer Art Selbsterkenntnis Fausts. Die gesamte vorausgegangene Handlung wird noch einmal reflektiert und im Hinblick auf Fausts Charakterwesen, welches ja von Beginn an durch die Wette zwischen Mephisto und dem Herren eine Leitfrage des Dramas ist, untersucht.

Zunächst befindet sich Faust alleine im Wald und wird sich seinem starken Zwiespalt bewusst. Zum Einen dankt er dem Erdgeist dafür, dass er es Faust möglich gemacht hat, diese schöne Zeit mit Gretchen zu erleben ("Vergönntest mir in ihre Brust wie in den Busen eines Freundes zu schauen.", V.3223-3224). Zum Anderen fühlt sich Faust aber auch schuldig, da ihm in dieser Szene bewusst wird, dass seine starke Hingabe für Gretchen nicht aus ehrlichen Gefühlen seinerseits resultiert, sondern dass es sich hierbei um ein triebhaftes Verlangen handelt. Folglich erlangt Faust an dieser Stelle Erkenntnisse über sein Wesen, denen er sich zuvor nicht bewusst war: Auch er ist ein triebhaftes, egoistisches und rücksichtsloses Wesen ("So tauml' ich von Begierde zu Genuss, und im Genuss verschmacht ich nach Begierde.",V. 3249-3250).
Nachdem Mephisto zu ihm hinzugestoßen ist, beginnen der Teufel und Faust eine starke Auseinandersetzung zu führen. Dabei versucht Mephisto ihm deutlich zu machen, dass er sich dem sexuellen Verlangen hingeben soll, da auch Gretchen sich nach körperlicher Zuwendung sehnt. Er kritisiert außerdem Fausts ständige Ratlosigkeit, macht ihm klar, dass er ohne Mephisto nicht mehr leben würde (V.3266-3267) und hält ihm seine Unentschlossenheit bezüglich des weiteren Verlaufs seiner Beziehung zu Gretchen vor. Daher versucht er ihn zu ermutigen, zu Gretchen zu gehen (V. 3303 ff). Während Faust sich über seine Gefühle noch immer nicht vollständig im Klaren ist und einerseits Wut, aber andererseits auch Scham über Mephistos Äußerungen empfindet und sich nicht anders zu verteidigen weiß als den Teufel für seine ungebändigten Anklagen zu beschimpfen ("Pfui über dich.", V.3293; "Schlange! Schlange!",V. 3324), ist Mephisto darüber empört, dass sich Faust selbst belügt ("Und kurz und gut, ich gönn Ihm das Vergnügen, gelegentlich sich etwas vorzulügen doch lange hält Er das nicht aus.",V. 3297-3299).

Durch den Dank an den Erdgeist, die Zusammenfassung der Entwicklung der Beziehung zwischen Faust und Gretchen sowie der abschließenden Beurteilung von Fausts Wesen wird in dieser Szene die vorangegangene Handlung noch einmal zusammengefasst.
Außerdem werden bereits wichtige Leitfragen behandelt (Ist der Mensch vernünftig oder durch Triebe bestimmt?, Hat Faust sein Leben mit dem Rufen des Erdgeistes verändern und zum Guten wenden können?).
Aus diesen Gründen ist die Szene "Wald und Höhle" in meinen Augen als ein Mitttelpunkt des Dramas zu bezeichnen und gibt bereits Eindrücke davon, wie sich Faust durch die Offenbarung von triebbedingtem Egoismus und damit auch die Wette zwischen dem Herren und Mephisto im weiteren Verlauf entwickeln könnte.

6 Kommentare:

  1. Deine Interpretationen im ersten Teil sind nicht ganz richtig, denn Faust dankt dem Erdgeist nicht für die schöne Zeit mit Gretchen, sondern dafür, dass er die Natur nun viel intensiver erleben kann, sie anders wahrnehmen kann. ''Vergönntest mir in ihre Brust.. Busen eines Freundes zu schauen'' bezieht sich keinesfalls!!! auf Gretchen, da sie zudem keine freundschaftliche Beziehung hegen sondern eine Liebesbeziehung! Die Aussage bezieht sich auf das bessere Erfassen und Erkennen der Natur!
    Du hast wichtige Aspekte vergessen und die dramatische Einordnung hast du etwas falsch verstanden.. Wald und Höhle ist der Höhepunkt des Dramas!!!! Hier wird die Katastrophe nämlich schon angekündigt, Gretchens Tragödie ''Was muss geschehn, mags gleich geschehn! [...] Und sie mit mir zugrunde gehn.'' (Z.3363-3365)

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  4. also die Situation zwischen Faust und Margarete ist keine platonische liebe oder???

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