Montag, 23. April 2012

Szene 9: Hexenküche

Mephistopheles hat sich nun, nach dem Beschließen der Wette, zu einem ständigen Begleiter Fausts entwickelt, der ihm einerseits aus seiner Verzweiflung aufgrund seines unstillbaren Durstes nach neuer Erkenntnis befreien soll, andererseits aber auch den Pakt mit dem Herren im Auge behält und vor diesem Hintergrund bemüht ist, Faust in die Triebe der Lust zu leiten.
In der Szene "Hexenküche" betreten Faust und Mephistopheles eine Küche, in der eine Hexe, die für mich immer das Böse, Hinterlistige und natürlich auch Magische verkörpert, Zaubertränke zubereitet. Es wird deutlich, dass die Hexe großen Respekt vor Mephistopheles, der in der Welt des Bösen als der Teufel der Höchstgestellteste und ein Vorbild zu sein scheint ("Sinn und Verstand verlier ich schier, seh ich den Junker Satan hier!", V.2504), während dieser die alte Frau sehr herablassend behandelt ("Erkennst du mich? Gerippe!Scheusal du! Erkennst du deinen Herrn und Meister?", V.2481-2482) und ihr die Aufgabe gibt, Faust einen Verjüngungstrank zu verabreichen (V. 2519).
In dieser Szene herrscht meiner Meinung nach eine sehr geheimnisvolle und magische Stimmung vor. Dies wird vordergründlich durch die Beschreibungen der Küche mit den sprechenden Tieren, den vielen Gefäßen und Tränken und der alten Hexe, die mit unverständlichen Beschwörungen Magie heraufbeschwört, hervorgerufen.
Für mich beschreibt die Farbe "Dunkelblau" diese Szene sehr passend, da ich sie als die Farbe der Zauberei empfinde.
Des Weiteren wirkt die Szene auf mich zum einen für Faust befreiend und erlösend, da er sich einen Wunsch nach dem Ende der rastlosen Suche nach neuem Wissen erfüllen und seine Lebensqualität wieder verbessern kann. Die Verjüngung scheint mir daher zunächst als ein sehr hilfreiches Angebot von Mephistopholes.
Andererseits erweckt das Gespräch zwischen der Hexe und Mephistopholes für mich auch einen bedrohlichen Anschein, da sie über Gefahren des Trankes tuscheln (V.2526), Faust sich diesen Risiken jedoch nicht bewusst ist, da Mephistopheles ihn nicht darüber in Kenntnis setzt. Er wird folglich hintergangen und gerät scheinbar, in der Annahme, dass sich der Aufenthalt in der Hexenküche für ihn positiv auswirkt, in eine ungeahnte Gefahr.
Bildlich stelle ich mir hierzu ein tiefes, dunkelblaues Meer vor, in dem man in einem heißen Sommertag baden möchte, um sich von der glühenden Hitze zu befreien. Allerdings it das Meer so tief und trüb, dass man nicht hineinsehen kann und vertrauen muss, dass sich unter der Wasserberfläche keine Gefahren verbergen.
Auch hier erscheint wieder die Farbe "Blau", die viele Aspekte, die sich mir in dieser Szene erschließen lassen, verbindet.
Da der Besuch bei der Hexe für Faust aber auch Hoffnung auf eine Befreiung von seiner Verzweiflung bringt, wäre auch ein helleres "Blau" zur Beschreibung von Fausts inneren Erwartungen an den Zaubertrank zutreffend, da die Farbe aus meiner Sicht die Farbe der Freiheit ist (Diese Assoziation könnte vermutlich durch den Himmel als eine wichtige Metapher von Freiheit resultieren; Vergleich: Lied "Über den Wolken" von Reinhard Mey).

Zusammenfassend habe ich mich dazu entschieden, dass die Eigenschaften der Farbe "Blau" und die Assoziationen mit der Farbe gut geeignet sind, um die 9. Szene zu beschreiben, da die Farbe sowohl eine negative Atmosphäre, die durch eine Bedrohung durch den Zaubertrank beim Leser hervorgerufen wird, wie auch die hoffnungsvolle Erwartungshaltung bezüglich Fausts möglicher Befreiung aus der Aussichtlosigkeit, unterstützt!

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